„Dienstag, 01.10.2113, 0600: Scheiße ist das schwül auf Amerish. Es fühlt sich an als seien die gesamten Wasservorkommen dieses dreckigen Kontinents in der Luft gebündelt. Warum? Warum zur Hölle musste ich mich auch freiwillig melden der Infanterie beizutreten. War es wegen dir, Bruder? Ach egal, ich habe dir versprochen wöchentlich von der Front zu schreiben. Also dann. Ich Wette dir wird es gefallen.
Wie gesagt, war ich diese Woche auf Amerish. Ein gottloser Kontinent voller Schlamm, Mücken und fauligen Bäumen. Ein Traum war es nicht aber hey, wenigstens waren meine Teammitglieder einigermaßen amüsant.
Da gab es zu aller erst unseren Captain. Die Jungs nennen ihn immer Skull, anscheinend mag er es selbst nicht wenn man ihn mit seinem Rang anredet, mir solls gleich sein. Der Captain… ähm.. Skull ist ein Hüne von mindestens zwei Metern. Seiner Kampfausrüstung zur Folge schien er kein Mann leichter Waffen zu sein. An seinem Holster hing einer dieser neuen NS-Revolver die einem ausgewachsenem Elefanten ein zweites Arschloch in den Wanz pusten kann. Unter seinem Arm hielt er einen Kampfhelm, dessen Visier einen Schädel darstellt. War erst das Visier, oder eher der Name da? Ach, scheiß egal. Seinem Blick zu urteilen, schien ihn die ganze Aufregung um uns herum nicht sonderlich zu stören. Als ich ihm zugeteilt wurde, betrachtete er mich lediglich einmal von oben bis unten. Seine Augen schienen mich für „unwürdig“ abzustempeln und mit einer Geste schien er mich geradezu aus deinem Blickfeld wedeln zu wollen.
„Komm mit Greene.“ Hallte es dröhnend in meinem Headset. Der First Leutnant, rief..nein schrie mich nahezu zu sich, während er sein Präzisionsgewehr schulterte. „Du bist also der Neue nä? Schrauber nä? Na dann willkommen im Charly Trupp von Thelyn Ennor. Der wohl größte Haufen Kanalratten des gesamten Outfits, nä?“ Na klasse… erst haben wir einen stummen Captain und nun einen anscheinend hörgeschädigten und daher schreienden Scharfschützen. Und er sollte die Nr.2 im Trupp sein? Naja.. zumindest verstand man seine Befehle sehr gut und aus weiter Entfernung und man brauchte dazu nicht einmal seinen Helmfunk.
Dröhnend ertönte lautes Motorengeräusch als sich ein schwarz-rot lackiertes Truppenfahrzeug hupend und röhrend durch den Appellplatz schob. Noch protziger ging es wohl nicht, dieses Militärfahrzeug auffällig und zugleich unnütz zu verzieren. Ein Leuchtender Totenschädel prangte auf der Motorhaube, direkt neben ein paar Reihen von Smilys mit gekreuzten Augen. Sie sollten anscheinend die Abschüsse darstellen.
Häftig wurde ich in die Seite gestoßen als sich Wooky zu mir gesellte. „Betrachtest ihre Sticker oder? 33 sind es momentan. 33 Leute die sie auf dem Gewissen hat. Cinderella ist echt ne Wucht.“ Cinderella? Der Duft von Alkohol durchzog meine Nase. Scheiße der Sani neben mir hatte seinen Flachmann angesetzt und keinen schien es überhaupt zu stören. Was war das hier für ein Verein? Und wer zur Hölle ist Cinderella. Doch nicht etwa der Transporter?
Quietschende Bremsen verrieten, dass sich das Ungetüm endlich zum Stillstand bewegen ließ. Die hintere Ladeklappe senkte sich ab und ein schmächtiger Mann kam heraus. „Jeeeehaaa… geiles Ding! Ey Wooky, haste gesehen, ich hab Cinderella 2 weitere Sticker verpasst. Du glaubst gar nicht wie lange ich ihre schönen Felgen schrubben musste, bis ich die Vanus aus den Speichen bekam. Nen Dreck hinterlassen diese Hundesöhne! „ Also doch… mit Cinderella war dieses Gefährt gemeint. Der Mann der sich Wooky und mir näherte war McLenwe. Ein Glückloser Ire der laut seinem weit reichendem Ruf kein Schuss aus einer Waffe jemals zu 100% treffsicher versenken konnte. Jedoch schien er sich gerne mit Sprengstoff zu umgeben. An seinem Gürtel befanden sich Granaten, Sprengpakete und Minen aller Art und Form. Ein Streifschuss mit einer Phosphorkugel genügte wahrscheinlich, um eine 10-20m große Todeszone, um McLenwe herum zu schaffen. „Nun denn Mädels, rein mit euch.“ Stapfend bestiegen wir den Sunderer mit Namen Cinderella. An diese Namen werde ich mich definitiv noch gewöhnen müssen. Skull nahm den Platz vorne bei McLenwe ein, der den Wagen wohl immer zu fahren schien. Die Luke schloss sich und der Motor startete. Ich weiß nicht genau wie lange unsere Fahrt dauerte, aber mir kam es wie Stunden vor. Zu sechst saßen wir zwischen Fahrerkabine und Ausstiegsluke eingequetscht. McLenwe muss Cinderella umgebaut haben, denn nur so konnte eine dieser verdammt großen Max-Einheiten hier reinpassen, die sich vor der Luke eingeklinkt hatte. Öffnete sich die Luke, so war es die Max, die uns vor einschlagenden Kugeln schützen konnte und den Platz säuberte.
Während der Stunden des Fahrens flaxxten einige der Jungs rum. Ero erzählte Dinge aus seiner bergigen Heimat, die keinen zu interessieren schienen, Hansu, ein Soldat, der wohl viel wert auf sein Aussehen und das seiner beiden SMGs legte polierte diese und Wooky, unser Medic hing mal wieder an seinem Flachmann. In dem mechanischen Anzug der Max-Einheit steckte Fauster. Warum er so genannt wurde, konnte ich mir nur denken, aber den Zetteln und Sprüchen auf seiner Hinteren Seite zur urteilen schien er nicht der beliebteste zu sein. Sprüche wie „kick me“ und „ wer mich reppt ist doof“ wurden in jede nur erdenkliche freie Stelle geschrieben. Und Rudel, der Gunner von Cinderella, der eigentlich am Geschütz sitzen sollte, malte ihm gerade ein großes Fadenkreuz auf seinen Helm.
„Willstä auch ma hä?“ fragte Ero mich und hielt mir einen Stift hin, den er aus seiner Tasche zog. „Keine Angst, er kann uns nicht hören, uns sehen schon gar nicht. Er ist vollkommen abgekapselt in seinem Anzug nä? Nur den Blick nach vorne, wo gerade die Luke ist, nä?“ Ich winkte ab, war mir dieser Anzug doch zu ungeheuer.
Ruckartig wurde der Wagen gebremst und rote Beleuchtung dimmte im Inneren auf. Dies war es also, der erste Einsatz. Anspannung machte sich in mir breit. Die anderen jedoch verhielten sich auf einmal vollkommen professionell. Unwirklich schaute ich in die Runde. Keine Sprüche mehr, keine Albernheiten. Ja sogar Rudel hatte seinen Platz am Geschütz eingenommen. Helme wurden angelegt, Waffen fertig geladen und entsichert. Jedermann hatte den Gesichtsausdruck, der nur eines bedeuten konnte. Töten und Überleben.
Krächzend ertönte der Lautsprecher. „Also gut Männer, ihr wisst wie das Ganze läuft.“ Die Stimme des Captain, zum ersten Mal hörte ich sie, nie wieder würde ich sie vergessen können, so eindringlich und doch ruhig war sie. „Ero, du hältst uns feindliche Spione vom Hals, Hansu, Rudel, ihr beide geht vor zum Generatorraum. Säubert alle Gänge bis dahin, damit McLenwe sie verminen kann. Wooky du sicherst mit mir die hintere Front. Du Frischling, Meroom richtig? Du bleibst auf alle Fälle hinter Fauster und hältst ihm den Rücken frei. Ach und Fauster…? Hau sie um!“
Die Luke sprang auf und wir sprangen geduckt aus dem Sunderer. Adrenalin wurde in meinen Körper gepumpt als ein Kugelhagel Cinderella umgab. Ohrenbetäubender Lärm ertönte, als der so behäbige Leib der Max-Einheit einen Sprint darlegte und sich in die Kugeln schmiss. Surrend begannen seine Zwillingsgattlings das Feuer zu erwidern. Wohin sie schossen wusste ich nicht. Ich hatte noch keinen Gegner ausgemacht. Von Ero hörte ich ihn Zahlen rufen. 23….24…25…. jedes mal nach einem Schuss aus seinem 50mm Kaliber nannte er eine Weitere. Unglaublich. Das konnten doch keine Abschüssen sein, oder?
Fauster preschte weiter vor. Meine Aufgabe war es also an ihm dran zu bleiben und zuzusehen, dass sein Exo-Skelett funktionstüchtig blieb. Dass sollte doch so schwer nicht sein. Zum ersten Mal blieb Fauster vor einer Treppe stehen. Sein Blick wanderte nach oben und auch ich sah nun endlich was unser Ziel war. Ein Biolabor, von ungeahnter Größe.
Diese Dinger wurden vor dem Krieg hier aufgestellt, um in dieser üppigen Umgebung unermessliche Mengen an pflanzlicher Nahrung zu züchten. Wer die Kontrolle über diese Einrichtung besaß, hatte nicht nur genug zu essen, nein auch medizinisch konnten die Erträge aus den Laboren unsere Einheiten für Wochen versorgen. Unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein solches Labor je mal zu Gesicht bekommen würde. Das ganze Gebäude war von oben mit einer Kuppel unpassierbar gemacht. Einer Kuppel aus magnetischem Plasma, die nichts und niemanden durchließ. Auch im Inneren, so sagen es die Berichte, seien einige Bereiche von solchen Feldern geschützt. Gespeist wurden diese Bereiche wohl von genau dem Generator, welchen wir zu erreichen versuchten.
Schallend wurde ich zu Boden geworfen. Stechender Schmerz machte sich in meiner Schulter breit und ich spürte wie etwas warmes meinen Arm hinunterlief. Scheiße verdammter. Mein erster Einsatz und schon geh ich drauf. Scheiße man, ja ich dachte ich geh drauf als mich wieder stechender Schmerz übereilte und mich eine Hand ruppig hochzog. „Sollst du denn am Boden liegen Junge?“ Wooky stand über mir und drückte mit einer seiner Gerätschaften auf meine Wunde. „Mach dir nichts draus, das wird wieder. Diese Scheiß Bubbelwaffen Fetzen einen wahrlich um, aber sie hinterlassen keine Splitter oder Projektile in der Wunde. In 3 Sekunden bist du wieder Ganz.“ Zischend spritzte seine Heilpistole, ja … anders konnte ichs dem Aussehen nach einfach nicht nennen… eine grünlich schimmernde und sich bewegende Flüssigkeit auf meine Schulter. Binnen Sekunden schloss sich die Wunde und der Schmerz ließ nach. „So und nun auf mit dir“ Mehr ruckartig beförderte mich der Doc zurück auf meine Beine und schubste mich in Richtung Fauster.
Mittlerweile hatte der Beschuss nachgelassen. Ero kam zusammen mit Skull angelaufen.
Noch während wir zu 5. Die Treppe erklommen hörte ich ein fauchendes Geräusch über uns hinwegfegen. Hansu, Rudel und McLenwe, jeder mit einem Jetpak geschultert glitten über unseren Köpfen hinweg und schienen ihre Freude dabei zu haben, von oben die Verteidiger der Treppe unter Beschuss zu nehmen. Gerade Hansu schien ein unmerkliches Lächeln hinter seiner coolen Fassade aufblitzen zu lassen. Krachend ließ McLenwe mehrere Granaten in ein kleines Gebäude am Ende der Treppe fallen. Ein Knall gefolgt von mehreren Funksprüchen der Drei. „Dach Sicher „ „Sprängsätze Sicher!“ „Treppe Save“ erklang es über das Headset. Während sie auf dem Dach Landeten. „Dann go go go“ erwiderte Skull und unsere Einheit angeführt von Fauster stürmte den Raum.
Eine Hand voll Leichen säumte den Boden. Zum ersten Mal sah ich dem Feind in sein von Granatsplitter zerfetztes Gesicht. Es waren diese Freidenker der NC, des New Conglomerat. Taugenichtse die keinen Platz in den Reihen der Terran Republic fanden und meinten nun ihr eigenes, neues Ding durchzuziehen. Lächerliche Schwächlinge, wenn es darum ging, standhaft hinter einer Sache zu stehen. Und nun… nun waren sie tot. Das hatten sie davon. Tja…
Skulls Stimme holte mich zurück aus meinem Tagtraum.
„Fein, bis hier hin haben wir es geschafft.“ Hinter ihm stand ein Teleporter der in einem schimmernden Blau aufleuchtete. Seine Polung war derzeit noch auf die Codes der NC eingestellt. Sollten wir versuchen derzeit den Teleporter zu benutzen, würde am anderen Ende nichts als ein Haufen Brei von uns ankommen. „Du, Neuer, komm her und zeig mal was du drauf hast, sieh zu das uns dieses Ding nach oben bringt“. Ich? Du musst wissen, ich hatte immer nur von diesen Dingern gelesen und in der Akademy konnten wir nur an kleinen Miniaturteleportern schrauben. Nie hatte ich die Möglichkeit einen Teleporter, der größere Dinge transportieren konnte als einen Apfel, zu bedienen, geschweige denn seine Polung zu ändern. „Los jetzt, ich wiederhole mich nur ungern“, knurrte Skull ungeduldig aus meinem Headset.
Fauster verankerte sich genau vor dem Teleporter. Noch konnten ja Gegner herunterkommen und uns überraschen. Mit der Max aber lag die Überraschung eher beim Angreifer. Alle anderen hielten hingegen die Eingänge des Raumes im Blick. Einzig Skull schien sich gelassen an eine Wand zu lehnen und den Dingen hier seinen Lauf zu lassen. Als ich mich dann an die Arbeit machte und seitlich die Verkleidung öffnete, surrte es einmal kurz und Schüsse zuckten knapp an meinem Visier vorbei. Ächzend fielen drei leblose Gestalten aus dem Teleporter. Ungläubig viel mein Blick auf die rauchenden Waffen von Fauster, dessen Grinsen hinter seiner zentimeterdicken Panzerglasscheibe seines Anzuges nicht zu übersehen war. Schnell entfernte ich mehrere Kabelstränge und entnahm eine Reihe mir unbekannter und unwichtiger Platinen um keine weiteren Angreifer durch den Transporter herunterkommen zu lassen. Das bläuliche Licht des Teleporters brach zusammen. So, dass hätten wir also, nun nur noch hier ein wenig und das da hin…. Minuten vergingen. Und ungeduldige Stille überkam die Runde. Als rötliche Blitze die Anlage durchzuckten. Geschafft. Nun sollte der Transporter uns hoch zum Biolab bringen.
Skull schien dies mitzubekommen und hob seine Zeigefinger und lies diesen mehrmals in der Luft kreisen. McLenwe schien zu verstehen, entsicherte 2 Granaten und warf sie durch den Teleporter.
„2 Sekunden Fauster dann du…“ sprach er noch als er aber nur noch das Surren des Teleporters vernahm, der Fauster nach oben transportierte. „Um der Götter Willen, Meroom, bau der Max-einheit mal ein Hörgerät ein.“ erklang es von Ero, der sich zusammen mit den anderen der Maxeinheit in den Teleporter folgte. Skull und ich waren die Letzten, die unten standen. Skull packte mich uns schob mich mit den Worten „Na dann mach dich mal auf was gefasst, Frischling!“, in den Teleporter.
Kribbeln durchfuhr meinen Körper und ehe ich mich versah, stand ich in einem weiteren Raum. Rauchend kniete ein hart demolierter Fauster auf dem Boden. Die Gegner hatten eine notdürftige Barrikade errichtet und wollten unsere Ankunft damit verhindern. Den Einschusslöchern in vielen der Toten Leiber zufolge, scheiterten sie. „Der weg ist frei Captain, aber ich könnte ein wenig Klebeband vertragen“ Fausters Stimme klang gar nicht so dumm wie gedacht, auch seine Wortwahl war klüger als ich es mir vorgestellt hatte. Anscheinend hatte ich wohl den ganzen Haufen unterschätzt. Aber dafür blieb mir keine Zeit. Während Ero, Rudel, Hansu, McLenwe, Skull, Wooky, Fauster und ich weiterzogen, und ich beim Laufen versuchte, den Anzug von Fauster aufs Notdürftigste zu flicken, kamen mir die Jungs gar nicht mehr so übel rüber. Ja sie hatten ihre Macken und Eigenheiten, aber hey… von nun an lag mein Leben in den Händen dieser Truppe. Und ich war gerne bereit mein technisches Können mit ihnen zu teilen. Der Generatorraum war noch weit entfernt, aber darüber schreibe ich dir im nächsten Brief.
6 Kommentare bisher
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Super geschrieben. Gefällt mir sehr. 🙂
Kommentar von Tali am 06.10.2013 um 17:25Super echt klasse
Kommentar von Poncho am 06.10.2013 um 19:02Sehr super geschrieben Mero, ich hab sehr gelacht 🙂
Da ist definitiv Potential für weitere Geschichten! Freu mich auf Fortsetzung.
Super geschrieben!!
Schöne grüße aus Malta,
Opium
Witzig, spritzig, spannend. Hättest Romane schreiben sollen…..
Weiter so, bin scho gespannt auf den nächsten Brief.
TOP!!!!!
Kommentar von Gomonali am 08.10.2013 um 16:26Einen Kommentar hinterlassen